Google verschiebt Abschaltung von 3rd Party Cookies auf 2024

Vor kurzem hat Google bekanntgegeben, dass sich die Einführung der Privacy Sandbox und damit auch die Abschaltung der 3rd Party Cookies im Chrome Browser auf Mitte/Ende 2024 verschiebt. Grund ist die langsame Umsetzung der neuen alternativen Lösungen, die die 3rd Party Cookies in Zukunft ersetzen sollen.

Google arbeitet bereits seit über 3 Jahren an alternativen Lösungen und kommt dabei nur schleppend voran. Vor allem in Europa mahlen die Mühlen besonders langsam. Das liegt zum einen daran, dass die Tests der neuen Google Alternativen vorwiegend außerhalb Europas stattfinden und die europäischen Unternehmen nur bedingt Zugriff auf ausreichend Testdaten haben. Außerdem herrscht immer noch eine große Unklarheit hinsichtlich der DSGVO. Es ist weiterhin nicht hinreichend geklärt, ob und wenn ja wie sich die neuen Alternativen im Einklang mit der europäischen Datenschutzgrundverordnung bringen lassen. Google wird zwar die Testmöglichkeiten in den nächsten Monaten deutlich erweitern, aber ohne eine klare rechtliche Einordnung für den europäischen Markt werden viele europäische Technologieanbieter weiterhin nur schleppend vorankommen.

Mit der Verschiebung der Abschaltung der 3rd Party Cookies gewinnt die Branche zwar noch etwas mehr Zeit, handeln sollte man aber schon heute, denn auch wenn wir alle sehr genau auf Google schauen, befinden wir uns eigentlich schon seit langem in einer Welt ohne 3rd Party Cookies.

55% der deutschen Internetreichweite ist bereits Cookieless

Leider ignorieren immer noch viele Unternehmen, dass wir gerade im deutschen Markt eine hohe Nutzung an alternativen Browsern haben. Gerade Firefox und Safari, die beide schon seit langem keine 3rd Party Cookies mehr unterstützen, haben im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland mit gut 25% (17% weltweit) einen hohen Marktanteil.

Browserverteilung in Deutschland
Quelle: Statista Juli 2022

Auch Microsoft Edge blockiert 3rd Party Cookies schon seit einiger Zeit und erreicht im deutschen Markt einen immer größeren Marktanteil.

Chrome hat hierzulande nur noch einen Marktanteil von 44,3% (im Vergleich 66% weltweit), so dass in der Theorie nur noch knapp 45% der Internetreichweiten durch 3rd Party Cookies abgedeckt werden. Dabei sind Adblocker und Nutzer die keine Einwilligung zur Datenverarbeitung (Consent) geben noch gar nicht berücksichtig. Hier kann man wahrscheinlich nochmal 20-30% (eigene Schätzung) der Chrome Nutzer abziehen und kommt dann nur noch auf eine Reichweite von ca. 30-35%, der Internetnutzer, die man durch einen 3rd Party Cookie identifizieren kann.

Jetzt durchzuschnaufen und sich darüber zu freuen, dass Google das Ende der 3rd Party Cookies erneut verschiebt, ist also der falsche Ansatz. Es ist höchste Zeit sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich nach Alternativen umzuschauen.

Fazit

Die Verlängerung der 3rd Party Cookies im Chrome Browser gibt uns zwar etwas mehr Zeit, um uns mit den neuen Google Alternativen auseinanderzusetzen, die Welt besteht aber nicht nur aus Chrome, sondern spielt sich gerade im deutschen Markt auch auf diversen anderen Browsern ab, bei denen der 3rd Party Cookie bereits seit langem Geschichte ist.

Es gibt bereits einfachere Lösungen einer Welt ohne 3rd Party Cookies entgegenzustellen. Es beginnt mit einer guten 1st Party Datenstrategie. Jede Website bietet eine Vielzahl spannender Datenpunkte, die unentdeckt im Verborgenen schlummern. Diese strukturiert zu erheben und für die Vermarktung verfügbar zu machen, könnte in Zukunft ein enormer Wettbewerbsvorteil sein. Sich darauf zu verlassen, dass die Tech-Anbieter es schon richten, ist aus meiner Sicht der falsche Ansatz.